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Arbeitsverwaltung und Selbsthilfe im aktivierenden Sozialstaat
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5.7 Die Analyse der erhobenen DatenTable of Contents:
Anhand von zwei Fallstudien wird auf der Grundlage der Anwendung der Methode ‚Case Management' das aktivierende Handeln der Case Manager in den Sozialagenturen Duisburg und Mülheim in Bezug zu den Forschungsfragen der Untersuchung inhaltsanalytisch ausgewertet. Vor dem Hintergrund zweier disparater Konzeptionen der personenbezogenen aktivierenden Unterstützung soll schwerpunktmäßig beschrieben und charakterisiert werden, ob und wie Case Manager in ihrem praktischen Handeln arbeitsfähige Bedürftige darin unterstützen, ihre Eigenkräfte und ihre Vorstellungen auf dem Weg der Klärung und Bearbeitung ihrer Problemsituation, vor allem ihres Erwerbsarbeitsproblems, einzusetzen. Im Folgenden wird zunächst das für die Auswertung der erhobenen Daten entwickelte Analyseschema (Abschnitt 5.7.1) und anschließend die Durchführung der Analysen dargestellt (Abschnitte 5.7.2 bis 5.7.4). 5.7.1 Das AnalyseschemaVor dem Hintergrund der in Teil 1 der Studie dargestellten Theorie der Methode ‚Case Management' und mehrerer in Deutschland eingesetzter beschäftigungsorientierten Grundkonzepte der Methode sind in Bezug zu den Forschungsfragen der Untersuchung bestimmte Dimensionen, Kategorien und Merkmalsausprägungen als Gerüst zur Analyse der erhobenen Daten ausgewählt worden. Sie werden im Folgenden zu einem Analyseschema zusammengeführt: Tabelle 4: Überblick über die Dimensionen, Kategorien und Merkmalsausprägungen des Analyseschemas
5.7.2 Die Analyse der DokumenteDie Beschreibung des Settings für das aktivierende Handeln der Case Manager in den Sozialagenturen Duisburg und Mülheim wurde auf der Grundlage der Auswertungsdimension ‚Sozialagenturkonzept und seine Umsetzung' im Analyseschema und den darauf bezogenen Auswertungskategorien und Merkmalsausprägungen vorgenommen. Die hierzu relevanten Dokumente der betrachteten Sozialagenturen und die dazu erstellten Arbeitspapiere der wissenschaftlichen Begleitung des Sozialagenturprojektes wurden nach diesen Kategorien und Merkmalsauprägungen inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Dokumente wurden getrennt nach den Sozialagenturen gesichtet und die relevanten Textstellen identifiziert, ihre Inhalte geordnet und zusammengeführt. Auf dieser Grundlage wurden die Sozialagenturkonzepte der Sozialagenturen Duisburg und Mülheim und ihre Umsetzung in der Laufzeit des Modellprojektes ‚Sozialagenturen – Hilfe aus einer Hand' rekonstruiert. 5.7.3 Die Analyse der BefragungsdatenDie Befragungsdaten erfüllten einen doppelten Zweck: zum einen vervollständigten sie die Beschreibung der Settingbedingungen und zum anderen dienten sie zur empirischen Erhärtung einzelner vermuteter Einflussfaktoren von Merkmalen der Case Manager auf die aktivierende Unterstützung. Auf Grund des Fokus der Untersuchung, das auf dem Handeln der Case Manager lag, sollte für beide Sozialagenturen die Zusammensetzung der Case Manager schwerpunktmäßig nach folgenden Merkmalen beschrieben werden: Geschlecht, Alter, Ausbildung, Berufserfahrung und Motivation der Case Manager für die Tätigkeit in der Sozialagentur. Darüber hinaus sollte ermittelt werden, welche Wichtigkeit die Case Manager den einzelnen Zielen der Sozialagentur im allgemeinen und den Zielen des Case Managements im speziellen zuschrieben und welche dieser Ziele sie hoch priorisierten. Von den Befunden zu Letzterem war eine Identifizierung jener Ziele zu erwarten, die in besonderer Weise das aktivierende Handeln der Case Manager beeinflussen könnten. Nachdem die Befragungsdaten getrennt nach den betrachteten Sozialagenturen zu einem aggregierten Datensatz zusammengeführt worden waren, wurden sie in Bezug zur Auswertungsdimension ‚Merkmale und Einstellungen der Case Manager' und den darauf bezogenen Auswertungskategorien und Merkmalsausprägungen des Analyseschemas deskriptiv-statistisch ausgewertet. Anhand der ermittelten Häufigkeitsverteilungen konnten zum einen die Settingbedingungen für das aktivierende Handeln vervollständigt und zum anderen Richtungen möglicher Einflüsse auf die aktivierende Unterstützung der Case Manager aufgezeigt werden, dessen empirische Plausibilität bei Bedarf anhand der dokumentierten Unterstützungsverläufe geprüft werden konnte. 5.7.4 Die Analyse der Unterstützungsgespräche Zur Beschreibung und Charakterisierung der personenbezogenen aktivierenden Unterstützung von (arbeitsfähigen) Bedürftigen durch Case Manager der Sozialagenturen Duisburg und Mülheim wurde ein indirekter Weg beschritten. Da die Unterstützung auf der Grundlage der Methode ‚Case Management' zu erbringen war, kann anhand der Anwendung und Handhabung der Methode durch die Case Manager nicht nur ein Einblick in die ‚black box' aktivierender Unterstützungsprozesse von (arbeitsfähigen) Bedürftigen gewonnen, sondern vor allem untersucht werden, inwieweit die Case Manager unter den für die Durchführung der Unterstützung gültigen gesetzlichen Regelungen und unter den Settingbedingungen der Sozialagenturen, Räume für die Nutzung und Entwicklung der Eigenkräfte der Bedürftigen zur Bearbeitung und Lösung ihrer Lebensprobleme, insbesondere ihres Erwerbsarbeitsproblems, schaffen konnten und eröffnet haben. Zusätzlich diente die Beschreibung der Anwendung der Methode ‚Case Management' auch dazu, bestimmte Einflüsse auf die Handhabung der Methode durch die Case Manager in den Blick zu nehmen und zu prüfen, ob solche Einflüsse eine empirische Grundlage haben. Hierzu sollten im Rahmen dieser Studie vor allem Indizien zu den vermuteten Einflüssen der ‚Profession der Case Manager (Sachbearbeiter der Sozialhilfe und Fachkraft der Sozialen Arbeit)', ihrer doppelten ‚Zuständigkeit für die aktivierende und sichernde (materielle) Unterstützung' und der ‚Zielpräferenzen der Case Manager' gesammelt werden. Grundlage der explorativen Auswertung des ‚case works' der Case Manager im Case Management-Prozess sind die sich aus ‚face-to-face'-geführten Unterstützungsgesprächen der Case Manager mit (arbeitsfähigen) Bedürftigen zusammensetzenden Verläufe der aktivierenden Unterstützung. Daneben fließen auch Informationen zu den Settingbedingungen der Sozialagenturen und Hintergrundinformationen zu den Case Managern und den Bedürftigen in die Auswertung ein. Die Auswertung der Unterstützungsgespräche fokussierte auf den Gemeinsamkeiten in der Anwendung und Handhabung der Methode ‚Case Management' durch die Case Manager des jeweiligen Fallsamples der betrachteten Sozialagenturen. Wie im Analyseschema ausgeführt orientierte sich die Auswertung des empirischen Materials an den Dimensionen ‚Aufbauund Ablaufstruktur der Methode ‚Case Management' '(vgl. Forschungsfrage 1), ‚wahrgenommene Rolle der Case Manager (Sachbearbeiter und Fachkräfte der Sozialen Arbeit)' (vgl. Forschungsfragen 2 und 3), ‚Beziehung der Case Manager (Sachbearbeiter und Fachkräfte der Sozialen Arbeit) zu den Ratsuchenden' (vgl. Forschungsfragen 2 und 3) und ‚Umgang der Case Manager (Sachbearbeiter und Fachkräfte der Sozialen Arbeit) mit der sichernden (materiellen) Hilfe in der aktivierenden Unterstützung' (Forschungsfrage 4) und den jeweils darauf bezogenen Auswertungskategorien und Merkmalsausprägungen. Vor diesem Hintergrund wurden die beiden Fallsamples getrennt voneinander auf zwei Weisen analysiert: zunächst auf der Grundlage eines alle Daten aus den Beobachtungsbögen der Einzelfälle zusammenführenden Datensatzes, um für jedes Sample die Konturen eines Handlungsmusters der Case Manager zu identifizieren, und im Anschluss daran auf der Grundlage der Verlaufsprotokolle zu den Unterstützungsgesprächen des exemplarischen Falls des jeweiligen Samples, um das Handlungsmuster des Fallsamples detaillierter, differenzierter und sachlich zutreffender beschreiben zu können. Durch die Zusammenschau beider Befundreihen werden in Bezug zu den einzelnen Forschungsfragen der Studie Handlungsmuster der Case Manager für das Fallsample der Sozialagentur Duisburg und der Sozialagentur Mülheim abschließend charakterisiert. Als Analyseeinheit der Auswertung wurde der ‚Prozessschritt' der Methode ‚Case Management' gewählt, um den Prozess des Case Managements möglichst kleinteilig analysieren, beschreiben und bei Bedarf die Befunde und Ergebnisse zu den Fallsamples miteinander vergleichen zu können. Voraussetzung für die Analyse der Verlaufsprotokolle der exemplarischen Fälle war eine möglichst vollständige Zuordnung der Textstellen der Protokolle zu den Prozesschritten der Methode. Hierzu wurde jedem Prozessschritt eine bestimmte farbliche Kennzeichnung zugeteilt und auf dieser Grundlage die Protokolle markiert. Textbezüge zur Sozialhilfesachbearbeitung wurden grau eingefärbt und nicht zuordenbare Textstücke unmarkiert gelassen. Die Auswertung der Unterstützungsgespräche lehnte sich schwerpunktmäßig an einem quantitativ orientierten Ansatz der Inhaltsanalyse an, nutzte jedoch neben quantitativen Techniken der Inhaltsanalyse, wie u.a. der Frequenzanalyse, für die Analyse des manifesten Kommunikationsinhaltes der Verlaufsprotokolle der exemplarischen Fälle auch qualitative Techniken der Inhaltsanalyse nach Phillipp Mayring, wie insbesondere die Zusammenfassung, die formale – und inhaltliche Strukturierung und die Explikation. Insgesamt wurde die Auswertung des empirischen Materials jeweils in Bezug zu den einzelnen Prozessschritten und ihrer zeitlichen Abfolge durchgeführt und im Anschluss daran eine Gesamtbetrachtung des Verlaufs vorgenommen. Diese Vorgehensweise entspricht jedoch nicht der Darstellung der Befunde und Ergebnisse in den Fallstudien. Sie erfolgt dort entlang der Phasen bzw. Stufen des in den Sozialagenturen Duisburg und Mülheim zur Anwendung kommenden Konzeptes der Methode ‚Case Management'. |
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